Rund 100 Schülerinnen und Schüler der Realschule Remshalden haben am Donnerstag ihre Plätze im Klassenzimmer gegen einen echten Arbeitsplatz eingetauscht. Am sogenannten „Sozialen Tag“, der seit 1998 in Schleswig-Holstein und seit 2006 in ganz Deutschland regelmäßig stattfindet, haben die Kinder und Jugendlichen echtes Geld verdient.
Das stecken sie aber nicht in ihre eigenen Taschen. Der Verdienst geht an die Organisation „Schüler Helfen Leben“, die verschiedene Projekte unterstützt.
Schnaithmann in Remshalden kann die Jungs brauchen
Die 13-jährigen Jungs Niklas und Louis von Kietzell sowie Marc Hutt gehen normalerweise in die siebte Klasse der Realschule Remshalden. An diesem Donnerstag sind sie bereits zum dritten Mal bei der Aktion dabei und kümmern sich bei der Firma Schnaithmann in Remshalden um ein Schraubenlager. Engin Hergül, Ausbildungsleiter bei Schnaithmann, erklärt: „Das ist inzwischen gute Tradition, dass die Jungs sich um die Schrauben kümmern.“
Er kennt die Schüler schon von ihren vorhergehenden Einsätzen und hat seit ihrer Anmeldung verschiedene Aufgaben für sie vorbereitet. So können die ehrenamtlichen Kollegen während ihrer sechs Stunden Einsatzzeit auch wirklich etwas Sinnvolles tun. „Wir brauchen das, unser großes Schraubenlager wird jedes Jahr aussortiert.“ Hinzukommen kleinere Montagearbeiten und andere Tätigkeiten, die die 13-Jährigen gut erledigen können.
Und der positive Nebeneffekt für die Firma: „So kommen sie schon mal in Kontakt mit uns, ich hoffe, dass sie sich mal für einen Ausbildungsplatz bei uns bewerben“, erklärt Hergül.
Lieber arbeiten, statt zu lernen
Warum die drei Jungs nun schon zum dritten Mal bei der Aktion mitmachen? Niklas erklärt: „Weil ich es letztes Mal cool fand, das ist eine gute Abwechslung zur Schule, die Leute waren nett, es hat richtig Spaß gemacht.
Die Remshaldener Schülerinnen und Schüler werden am Ende des Tages knapp 4000 Euro verdient haben, schätzt Annika Blicke, die als Sozialpädagogin an der Realschule Remshalden arbeitet. Das ergibt sich aus einem durchschnittlichen Stundenlohn von zehn bis zwölf Euro.
Kleinere Betriebe, die weniger Ressourcen haben, geben weniger Geld, größere legen häufig reichlich obendrauf. Mindestens vier Stunden sollen die Fünft- bis Neuntklässler arbeiten. Dies haben sie in verschiedenen Kindergärten, in der Grundschulbetreuung, in Gemeindeverwaltungen und im Einzelhandel getan. Die Zehntklässler sind wegen der Prüfungsvorbereitungen von der Aktion ausgenommen.
"Sozialer Tag": Schon 35 Millionen Euro gesammelt
Im ganzen Bundesgebiet waren am Donnerstag mehr als 60 000 Schülerinnen und Schüler im Einsatz. Unterstützt werden mit dem Geld Gleichaltrige in Südosteuropa, im Kontext des Syrien-Konflikts und des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Damit will die Organisation „ein klares Zeichen für Solidarität und Frieden“ setzen.
Es werden Projekte mit den Themenschwerpunkten Bildung, Begegnung, Demokratie und Engagement gefördert. Beispielsweise „Shelter Ukraine“, welches an acht unterschiedlichen Standorten in der Ukraine binnengeflüchtete Kinder und Jugendliche und deren Familien psychosozial betreut und durch Freizeit- und Bildungsmöglichkeiten eine Abwechslung vom Kriegsalltag bietet.
Seit 1998 haben mehr als zwei Millionen Schülerinnen und Schüler an der Aktion teilgenommen. Innerhalb der letzten Jahre kamen so rund 35 Millionen Euro für über 150 Jugend- und Bildungsprojekte zusammen.
Quelle: Zeitungsverlag Waiblingen, Von Michaela Kölbl
11.07.2024